Sturmprinz (German Edition) by Gaby Wohlrab

Sturmprinz (German Edition) by Gaby Wohlrab

Autor:Gaby Wohlrab [Wohlrab, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Vier Raben
veröffentlicht: 2017-05-05T22:00:00+00:00


Erst als Elodie in trockener Kleidung im Schein einer Öllampe mit Milos am Esstisch saß, merkte sie, wie hungrig sie war. Sie schilderte ihm in groben Zügen ihre Erlebnisse und musste sich zusammenreißen, um dabei nicht mit vollem Mund zu sprechen. Die Zeit hatte auf dem Rückweg nicht ausgereicht, um mehr als ein paar Bissen vom Proviant zu essen. Sie fragte sich, wie Liam so sicher die Zeichen hatte deuten können, dass es Sturm geben würde. Draußen heulte immer noch der Wind und rüttelte an den hölzernen Fensterläden. Sie waren geschlossen, sodass man die Blitze kaum sah, doch der Donner klang bedrohlich, und Wilma antwortete in der Schlafkammer mit einem verstörten Winseln.

»Kannst du das eigentlich auch?«, wollte sie von Milos wissen. »Erkennen, dass das Wetter umschlägt, während alles nach einem wunderbaren Sommertag aussieht?«

»Man lernt, auf Kleinigkeiten zu achten, wenn man so nah am Schloss wohnt. Ich glaube, das Wetter reagiert mitunter auf die Launen des Sturmprinzen. Und das macht es noch weit unberechenbarer.«

Elodie schnaubte. Zweifelsohne konnte er die Stürme herbeirufen. Sie fragte sich, was wohl bei einem verwöhnten Söhnchen einen prinzlichen Wutanfall auslösen konnte. Vielleicht, wenn sein Badewasser zu kalt eingelassen worden war.

»Tatsache ist, Liam hat ein besonderes Gespür für so einen plötzlichen Umschwung«, fuhr Milos fort. »Vermutlich hat er uns damit manchmal das Leben gerettet. Ich würde dem Sturmprinzen nicht gern noch einmal begegnen. Ein zweites Mal hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Glück.«

Elodie nickte und schob nachdenklich ein paar Erbsen auf ihrem Teller hin und her.

Sofias Beteiligung hatte sie bisher nicht erwähnt und war unschlüssig, wie sie am besten beginnen sollte. Es würde ein ziemlicher Schock für Milos werden, schließlich kannte er sie seit etlichen Jahren. Milos nahm ihr die Entscheidung ab.

»Wie bist du denn nur auf die Idee gekommen, in den Wald zu laufen?«

Elodie legte die Gabel am Tellerrand ab. »Wegen Sofia. Sie war es, die mich da hingelockt hat. Sie kann mich nicht leiden. Der Kerl, der mich geschnappt hat, ist ihr Bruder.«

»Grundgütiger!« Entsetzt schaute Milos sie an. »Was für ein falsches Biest! Deswegen also ist sie so schnell verschwunden.«

»Vermutlich. Ich habe es Liam noch gar nicht erzählt, und ich kann nicht einschätzen, wie sehr es ihn treffen wird.«

»Wieso sollte es ihn besonders treffen? Ich meine, ich bin auch ziemlich geschockt, aber ich falle vor Überraschung nicht in Ohnmacht.«

»Ich weiß einfach nicht, wieviel sie ihm bedeutet …« Sie stockte. »Sofia hat Andeutungen gemacht … es könnte sein, sie sind inzwischen zusammen.«

Milos stieß ein empörtes Schnauben aus. »Sofia ist jemand, dem ich grundsätzlich nur soweit trauen würde, wie ich meinen Schatten in der Nacht sehen kann. Was bringt dich überhaupt auf den Gedanken, dass er Interesse an ihr hat?«

»Er hat sie geküsst«, murmelte Elodie und betrachtete eingehend die Holzmaserung des Tisches.

»Hat sie das behauptet?«

»Das musste sie gar nicht. Ich bin währenddessen zur Tür reingekommen.«

Milos guckte sie zweifelnd an. »Und du hast was gesehen? Dass er sie küsst oder sie ihn?«

»Es war nur ein kurzer Moment. Aber … es sah nicht grad so aus, als hätte sie ihn dazu gezwungen.



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